Ukrainische Geflüchtete: Unterstützungsbedarf bei Anerkennung von Berufsqualifikationen

Nach der neusten Befragung von ukrainischen Geflüchteten verfügen drei Viertel der Erwachsenen über einen Berufs- oder Hochschulabschluss. Nur 20 Prozent haben bisher ihre Abschlüsse anerkennen lassen. Dabei wünschen sich über 40 Prozent der noch nicht erwerbstätigen Ukrainerinnen und Ukrainer Unterstützung bei der Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse.

Zurzeit leben in Deutschland rund 1,2 Millionen ukrainische Geflüchtete. Eine neue Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), des Forschungszentrums des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) am DIW Berlin gibt einen Überblick über die Lebenssituation und Teilhabe von ukrainischen Geflüchteten in Deutschland. Im Fokus der Befragung standen die Familienstrukturen, Kinderbetreuung, schulische Integration, mitgebrachte Qualifikationen, Bleibeabsichten, Wohnsituation, Gesundheit, Deutschkenntnisse und Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Insgesamt wurden zwischen Juli 2023 und Anfang Januar 2024 3.403 Personen aus 2.219 Haushalten befragt.
Ukrainische Geflüchtete haben ein hohes Bildungsniveau. 97 Prozent der erwachsenen Geflüchteten haben einen Schulabschluss, 75 Prozent verfügen über berufliche Abschlüsse oder Hochschulabschlüsse und 90 Prozent haben Berufserfahrung.
Die Erwerbstätigkeit der ukrainischen Geflüchteten ist stetig gestiegen. Wenn im ersten Quartal 2023 noch 18 Prozent der ukrainischen Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter einer Beschäftigung nachgingen, waren es in der zweiten Jahreshälfte 2023 schon 22 Prozent. Trotz einer steigenden Erwerbstätigenquote gibt es noch deutliche Entwicklungspotenziale. Darüber hinaus sind die erwerbstätigen ukrainischen Geflüchtete oft in Berufen unterhalb ihres ursprünglichen Qualifikationsniveaus tätig. Die mittleren Bruttomonatsverdienste von vollzeitbeschäftigten ukrainischen Geflüchteten liegen mit 2.600 Euro unter dem Durchschnittsverdienst aller Vollzeitbeschäftigten in Deutschland (4.479 Euro).
Die Anerkennung der Bildungsabschlüsse wirkt sich positiv auf die Arbeitsmarktintegration aus. Die Anerkennung erhöht die Erwerbstätigkeitschancen sowie verhindert die Entwertung der im Ausland erworbenen Qualifikationen.
Nur 20 Prozent der ukrainischen Geflüchteten haben bisher ihre Abschlüsse anerkennen lassen. Die Mehrheit der Anträge auf Anerkennung der Berufsabschlüsse betrifft reglementierte Berufe. Dabei wünschen sich über 40 Prozent der noch nicht erwerbstätigen Ukrainerinnen und Ukrainer Unterstützung bei der Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse.
Hilfe bei den Anerkennungsprozessen bietet das BQ-Portal im Institut der deutschen Wirtschaft: Über die Online-Plattform können sich Kammern und Unternehmen über den Anerkennungsprozess informieren und ausländische Berufsabschlüsse einschätzen. Die übersichtliche Grafik auf dem BQ-Portal zeigt, welche Möglichkeiten es in Deutschland gibt, die beruflichen Qualifikationen feststellen und anerkennen zu lassen. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geschaffene und vom IW betriebene Informationsportal gibt inzwischen Auskunft über mehr als 300 Berufsprofile in der Ukraine. Die Rubrik Ukrainische Berufsabschlüsse informiert über Eigenschaften des Berufsbildungssystems, Anerkennungspotenziale von Fachkräften aus der Ukraine und aktuelle Zuwanderung nach und Integration in Deutschland.

Forschungsbericht „Lebenssituation und Teilhabe ukrainischer Geflüchteter in Deutschland: Ergebnisse der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten“