Länderprofil
Abbildung Grönland 2012

Grönland

Gültigkeit Seit 01.09.2012
Amtssprache Grönländisch Grönländisch ist die alleinige Amtssprache in Grönland.

Beschreibung

Die Verantwortung für den Bildungsbereich, inklusive der Berufsbildung, liegt beim Ministerium für Bildung, Kultur, Sport und Kirche (Ilinniartitaanermut, Kultureqarnermut, Timersornermut Ilageeqarnermullu Naalakkersuisoqarfik).

Alle Kinder in Grönland haben den Anspruch auf zehn Jahre Schulbesuch an einer kommunalen Gemeinschaftsschule (meeqqat atuarfiat), welche die Primar- und Sekundarstufe zusammenfasst (3+3+4 Jahre). Nach den ersten sechs Jahren findet eine Zwischenprüfung statt sowie nach zehn Jahren eine Abschlussprüfung. Erfolgreiche Absolvent/innen erhalten ein Abschlusszeugnis (meeqqat atuarfianni inaarutaasumik misilitsinneq), welches ihnen den Zugang zu einer allgemeinbildenden, weiterführenden Sekundarschule („GUX“) und zur Berufsausbildung (inuussutissarsiutinik ilinniartitsinerit; auch: EUD) ermöglicht. Auf Wunsch der Eltern können die Schüler/innen die Gemeinschaftsschule bereits nach neun Jahren verlassen.

Die Sekundarstufe II („GUX“) beträgt in Grönland zwei bis drei Jahre und dient als Vorbereitung für die Hochschulbildung. Sie wird nur in vier Orten angeboten, namentlich in Aasiaat, Sisimiut, Nuuk and Qaqortoq. In Sisimut gibt es zudem einen einjährigen Zusatzkurs, mit dem Schüler/innen ihre GUX-Abschlussnoten verbessern und/oder zusätzliche Qualifikationen erwerben können, die zur Aufnahme mancher Studiengänge notwendig sind. GUX-Kurse werden in neun verschiedenen Fachrichtungen angeboten, unter anderem „Technik“, „Handel und Wirtschaft“, „Gesundheitswissenschaften“, „Sprache und Geisteswissenschaften“ und „allgemeinbildend“ und führen zu einem Hochschulzugang (ilinniarnertuutut soraarummeerneq).
Für Schülerinnen und Schüler, die einer individuellen Förderung bedürfen (z.B. Jugendliche mit Lernschwierigkeiten oder Jugendliche mit Entwicklungsstörungen), gibt es seit 2012 eine Spezialform der GUX-Kurse, die GUX-S-Kurse. Es handelt sich hierbei um an die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Schüler/innen angepassten Unterricht. Im Anschluss besteht ein Zugang zur höheren Bildung.

Die berufliche Bildung ist ab Klassenstufe 11 zugänglich und besteht aus einer Mischung aus theoretischem Unterricht und Arbeitspraxis in der Schule oder im Betrieb. Die Ausbildungsprogramme dauern in der Regel zwischen zwei und fünf Jahren.
Derzeit wird Berufsbildung an landesweit zehn Schulen und in acht umfassenden Bereichen angeboten: Ernährung, Fischerei und Seefahrt, Handwerk und Mechanik, Büro und Handel, Kunst und Kultur, Pädagogik und Gesundheit, Transport und Technologie sowie Tourismus und Landwirtschaft.
Um an einem praktischen Berufsbildungsprogramm teilzunehmen, müssen die Schüler/innen sich an einer Berufsschule einschreiben und einen Ausbildungsplatz bei einem Betrieb finden. Einige Berufsausbildungen werden in Kooperation mit Schulen in Dänemark durchgeführt, während andere Ausbildungen komplett in Grönland stattfinden. Nach dem erfolgreichen Bestehen der Abschlussprüfung erwerben die Auszubildenden einen Ausbildungsnachweis (ilinniagaqarsimanermik uppernarsaat). Die Art der Abschlussprüfung ist von der jeweiligen Ausbildung abhängig und kann praktische und/oder theoretische Teile umfassen.
Einen postsekundären nicht-tertiären Bereich vergleichbar mit der deutschen Meisterausbildung gibt es im grönländischen Bildungssystem nicht.
Grönland hat eine Universität im Umkreis der Hauptstadt Nuuk (Ilisimatusarfik), an der Bachelor- und Masterstudiengänge, berufsbezogene Bachelor sowie kürzere Bildungsprogramme („KVU“) in 11 verschiedenen Fachbereichen angeboten werden.

Landesspezifische Besonderheiten

Das grönländische Berufsbildungssystem ähnelt in seinen Grundzügen dem Bildungssystem Dänemarks. Zwischen den beiden Ländern bestehen besondere Bildungskooperationen. Jedes Jahr besuchen mehrere hundert grönländischer Schulabsolventen/innen Universitäten und Berufsschulen in Dänemark.

Aktuelle Reformprozesse

Im Jahr 2012 fand die „High school reform“ statt. Bis dahin war die Sekundarstufe II (seit 2012 „GUX“) in drei unterschiedliche Bereiche unterteilt: High school („GU“), High school mit wirtschaftlicher Ausrichtung („HHX“) und High School mit technischer Ausrichtung („HTX“).
Im Jahr 2005 wurde in Grönland der „Education Plan I“ beschlossen, und im Jahr 2014 der „Education Plan II“. Die Ziele der aktuellen Bemühungen im Bildungsbereich beinhalten das Erreichen einer höheren Abschlussquote bei Berufsbildungen sowie eine frühere Teilnahme an weiterführender Bildung nach Klassenstufe 10. Hintergrund ist, dass zwar die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den letzten Jahren angestiegen ist, die Abbruchquote von höheren Bildungsgängen (inklusive beruflicher Bildung) aber nach wie vor hoch ist. Zudem sind viele der Schüler/innen bereits über 30 Jahre alt, wenn sie ihren beruflichen Bildungsabschluss erreichen.