Gemeinsam für mehr Fachkräfte: Politik, Wirtschaft, Kammern und Verbände ziehen bei Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen an einem Strang
„Die Sicherung des Fachkräftebedarfs ist eine der zentralen Herausforderungen für Wirtschaft und Politik und eine wesentliche Voraussetzung für Wachstum und Wohlstand in Deutschland“, betonte Ernst Burgbacher, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie bei der Eröffnung der Fachtagung. „Eine Voraussetzung für die Fachkräftesicherung ist die erfolgreiche Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Nur durch Transparenz und Verständlichkeit der Ausbildungsinhalte und Kompetenzen ausländischer Berufsqualifikationen kann eine erfolgreiche Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft in Deutschland gelingen“, so Burgbacher.
Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland
Um diese Transparenz weiter zu erhöhen und das Potenzial an Fachkräften besser zu nutzen, waren auf Einladung von Staatssekretär Burgbacher zahlreiche Referentinnen und Referenten sowie Expertinnen und Experten und rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Kammern, Verbänden, Unternehmen und anderen Institutionen nach Berlin gekommen: Wichtige Impulse für die Diskussion lieferten unter anderem Dirk Werner vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Cornelia Großmann, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Bundesagentur für Arbeit, Hilal Fatma Dinç vom Unternehmen SC electronic service GmbH und Nihat Sorgeç von der Bildungswerk Kreuzberg GmbH. Viggo Haarløv von der Danish Recognition Agency und Christian Råbergh, der Koordinator des schwedischen ESF-Programms, berichteten von den Erfahrungen mit der Anerkennung ausländischer Abschlüsse aus ihren Ländern. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen schilderten Erfahrungen aus ihrer alltäglichen Praxis.
Potenziale nutzen
Schnell war klar: Auch wenn es in der Praxis nicht einfach ist, ausländische Berufsqualifikationen richtig zu bewerten und einzuschätzen, lohnt sich die Mühe. Denn allein in Deutschland leben etwa zwei Millionen Menschen, die über einen im Ausland erworbenen Berufsabschluss verfügen. Viele von ihnen arbeiten nicht in ihrem erlernten Beruf, da ihr Berufsabschluss bislang nicht anerkannt wurde. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels liege hier ein enormes Potential für den Wirtschaftsstandort Deutschland, waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig. Gemeinsam verständigten sie sich darauf, künftig noch enger zusammenzuarbeiten und Informationen untereinander auszutauschen. „Denn nur mit qualifizierten Fachkräften kann Deutschland im globalen Wettbewerb mithalten. Damit dies gelingt, werden alle vorhandenen Potenziale gebraucht“, so Burgbacher.
Erfahrungen ausgetauscht
In vier sogenannten Denkräumen setzten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer praktisch mit den vielfältigen Facetten ausländischer Abschlüsse auseinander: In einem dieser Denkräume diskutierten sie beispielsweise ein mögliches Vorgehen anhand verschiedener Praxisbeispiele. „Es ist eben nicht einfach, einen gelernten Zootechniker aus der ehemaligen Sowjetunion mit dem deutschen Ausbildungsberuf Tierwirt/in zu vergleichen“, berichtete ein Teilnehmer. In einer weiteren Gruppe ging es um die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern mit der Anerkennung ausländischer Abschlüsse, während sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem anderen Denkraum mit den Chancen für kleine und mittlere Unternehmen beschäftigten. „Es war toll zu erfahren, wie die unterschiedlichen Unternehmen mit ausländischen Fachkräften umgehen. Ich kann heute auf jeden Fall einige hilfreiche Tipps mitnehmen, “ meinte ein Teilnehmer aus diesem Denkraum.
Gesellschaftliche Bedeutung der Anerkennung
Die gesellschaftliche Bedeutung einer erfolgreichen Integration ausländischer Fachkräfte in den deutschen Arbeitsmarkt betonte Professor Dr. Armin Nassehi von der Ludwig-Maximilians-Universität München: „Der Begriff Anerkennung hat eine doppelte Bedeutung – er meint nicht nur die Anerkennung formaler Bildungsabschlüsse, sondern auch die Anerkennung persönlicher Kompetenz im Sinne von Wertschätzung.“ Dieser Ansatz könne laut Nassehi dann auch ein Testläufer für eine künftige Einwanderungspolitik sein.