Rückblick: BQ-Portal vor Ort in Accra

Im Zuge einer Auftragsstudie für die GIZ durfte Gesina Leininger als Länderexpertin gemeinsam mit einem Team von Labour Mobility Partnership (LaMP) sowie der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), im Mai 2024 in die Hauptstadt Ghanas fliegen – Accra.
BQ-Portal Maskottchen zu Gast in Ghana

Die Studie wird Wege der Arbeitsmigration von Ghana nach Deutschland aufzeigen und in diesem Zusammenhang den Weg der Anerkennung eines ausländischen berufsbildenden Abschlusses analysieren. Während des viertägigen Aufenthalts in Accra wurden diverse Termine wahrgenommen, um das Anerkennungspotenzial für berufsbildende Abschlüsse einordnen zu können. 

Beim Termin in der deutschen Botschaft wurde gezielt über VISA-Routen, das FEG und die Blue Card gesprochen. Nach Wahrnehmung der Deutschen Botschaft vor Ort ist der Wille junger ausgebildeter Ghanaer hoch, nach Deutschland zu kommen. Eine Hürde bildet hier die deutsche Sprache, die mit Level B1 nachzuweisen ist. Der Besuch im Goethe-Institut Accra brachte Erkenntnisse über den Anstieg an Kursinteressierten und der Teilnahme an den Abschlussprüfungen. Restriktive Kapazitäten der Klassenräume und Lehrer zwingen das Goethe-Institut in Accra, viele Interessierte auf Wartelisten zu setzen. Die fünf Klassenräume sind voll ausgelastet und die zehn Lehrkräfte ebenfalls. Auch Deutschlernende aus Nachbarländern kommen nach Accra, um die Abschlussprüfungen zu absolvieren, sodass es in den vergangenen Abschlussphasen mehr zu Prüfende als Abschlusstests gab. Ziel ist es, mit anderen schulischen Institutionen zusammenzuarbeiten, um mehr Plätze zu schaffen. Die Gründe, weswegen die Schüler sich entscheiden, Deutsch zu lernen, zielen zu 75 Prozent auf einen Berufseinstieg in Deutschland ab, der Rest aus familiären Gründen oder zum Studieren. 

ATU Accra Technical University
Die Delegation bei der Accra Technical University ATU

Ein großer Partner für Deutschland ist das Ghanaen European Center (GEC) in Accra. Hier werden Beratungen für Migrationsinteressierte durchgeführt. Es bietet Beratung bezüglich Arbeitsmigration an, VISA-Beratung, zeigt Möglichkeiten für die Jugend auf und hilft auch bei der Wieder-Integration Zurückkommender. Herausforderungen sind hierbei, das Sprachniveau zu erlangen, das Anerkennungsverfahren aus dem Ausland heraus zu planen und der Kostenüberblick. Stellenausschreibungen für ausländische Fachkräfte zu finden, stellt ebenfalls eine Hürde dar. Hilfreich für die tägliche Arbeit des GEC sind die Informationsportale Make it in Germany sowie Anerkennung in Deutschland. 

Die kirchliche Schule Don Bosco empfing die Delegation und stellte ihr Prestige-Projekt "Solar Technology Training" vor. Der sechsmonatige Kurs baut auf einem National Certificate II als Elektriker auf. Erfolgreich konnten von Don-Bosco-Praktikumsplätze nach Deutschland vermittelt werden, die mit teilweise konkreten Job-Angeboten endeten. Der Kurs erhält die AHK-Zertifizierung Level C. Auch das African Center for Technical Training (ACTT) erhält für den sechsmonatigen Klempner-Ausbildungskurs eine AHK-Zertifizierung Level C. Das Zentrum verfolgt das Ziel, Absolventen des National Certificates mit einem Intensiv-Kurs sowohl praktische Kompetenzen als auch Soft Skills zu vermitteln, um diese besser auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. 

 

Der Vize-Präsident der Accra Technical University (ATU), Amevi Acakpovi, erörterte das System der Technischen Universitäten und führte über den Campus. Die ATU fokussiert sich auf die dreijährigen Higher National Diplomas und auf den vierjährigen Bachelor. Die ATU bietet eine Deutsch-AG an, um auf eine mögliche Arbeitsmigration nach Deutschland vorzubereiten.

Einblicke in eine staatliche berufsbildende Schule im Sekundarbereich erhielt die Delegation durch die Teshie Technical Institution, die das National Certificate unter anderem für Elektriker, Catering und Schneider anbieten. Hier gehen die Absolventen oft den Weg über Tätigkeiten auf Kreuzfahrtschiffen zum Arbeiten im Ausland. 

Ein Pilotprojekt startet die deutsche Schule in Accra. Sie möchten den deutschen Hauptschulabschluss als möglichen Pfad anbieten, um direkt auf den deutschen Ausbildungsmarkt vorzubereiten. Erste Deutschkenntnisse werden über Auslandssemester deutscher Lehramts-Studenten erfolgen. 

Ähnlich wie die Deutsche Botschaft nimmt auch die AHK Accra einen Anstieg der Nachfrage zur Jobvermittlung nach Deutschland wahr sowie dem Informationsbedarf zu VISA-Anträgen. Die AHK ist bemüht, den Bedarf an Deutschkursen mit dem Goethe-Institut zu koordinieren und zu decken. 

Potenziale für das deutsche Anerkennungsverfahren kann das National Certificate II bieten, das durch zusätzliche Kurse am ACTT oder Arbeitserfahrung eine Gleichwertigkeit erzielen könnte. Das HND bietet mehr Theorie- und Praxis-Grundlagen an den Technischen Universitäten für eine Anerkennung in Deutschland. Der Fokus liegt auf den Sektoren Bauwesen, Hotel und Gastro sowie IT. Mit neuen Lehrplänen aus Accra wird nun das BQ-Portal mit Berufsprofilen erweitert werden können.