Wie können Unternehmen Personallücken schließen? Ist die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland und die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse eine Chance für Unternehmen, die freien Stellen zu besetzen? Und: Wie sieht das konkret in der Praxis aus?
Über diese und weitere Themen informierte der „BQ-Portal Infotalk: Potenziale nutzen – Perspektiven schaffen“ am 8. Juli 2015 in Berlin. Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen, Betrieben, Fachverbänden und Wirtschaftsförderungen kamen im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) zusammen, um sich darüber auszutauschen, wie Betriebe es schaffen können, die Berufsqualifikation von im Ausland ausgebildeten Fachpersonal anerkennen zu lassen und sie im Unternehmen zu integrieren. Dabei informierten sich die Anwesenden über das vom BMWi geförderte BQ-Portal.
„Das Anerkennungsverfahren ist für Unternehmen eine große Chance, ihre Fachkräfteengpässe zu überwinden. Denn inländische Fachkräfte decken längst nicht mehr den Bedarf an Fachpersonal“, betonte Dr. Sabine Hepperle, Abteilungsleiterin Mittelstandpolitik im BMWi, bei der Eröffnung der Veranstaltung. Informationsportale im Internet, wie zum Beispiel bq-portal.de oder anerkennung-in-deutschland.de, bieten zwar Unterstützung, sind aber insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen oft nicht hinlänglich bekannt. Deshalb sei es umso wichtiger, beispielsweise durch BQ-Portal Info-Talk, praxisnah zu informieren und den Austausch von Unternehmen untereinander zu fördern.
Marc Aßheuer von Randstad erklärte aus der Praxis, welche Möglichkeiten Unternehmen haben, internationale Fachkräfte zu rekrutieren, wie die Anerkennung von ausländischen Berufsqualifikationen konkret abläuft und wie Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Verfahren begleiten können. „Es ist wichtig, dass die ausländischen Fachkräfte eine Ansprechperson im Unternehmen haben, die ihnen hilft, sich in Deutschland einzuleben“, so Aßheuer.
Im Anschluss präsentierte Daniel Wörndl vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) das BQ-Portal, das vom IW Köln zusammen mit seinen Projektpartnern IFOK und init im Auftrag des BMWi betreut wird. Er veranschaulichte, wie die Informationen und Angebote des BQ-Portals helfen, internationale Abschlüsse zu bewerten und einzuschätzen. Weiterhin erklärte er die Unterstützungsangebote des Portals für Unternehmen und zeigte auf, an welchen Stellen sich Betriebe aktiv in das Anerkennungsverfahren einbringen können. Der Einsatz lohnt sich für beide Seiten: „Wird der Abschluss als gleichwertig anerkannt, kann sich das Unternehmen sicher sein, dass ihre Mitarbeiter die Fähigkeiten und Kompetenzen besitzen, den Job fachgemäß auszuüben. Vor allem aber ist es auch eine Investition, die der ausländischen Fachkraft einen immensen Motivationsschub gibt und das Zugehörigkeitsgefühl stärkt“, so Wörndl. Die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen sei auch ein Instrument der Mitarbeiterbindung und kann zum Employer Branding genutzt werden, um sich von anderen Wettbewerbern positiv abzuheben. Nicht zuletzt werde dadurch auch die Internationalisierung eines Unternehmens vorangebracht.
Nach dem Vortrag tauschten sich die Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Wirtschaftszweigen in kleinen Gruppen mit Expertinnen und Experten zum Anerkennungsverfahren aus. Woher erhalten die zuständigen Stellen die Informationen, um ausländische Berufsabschlüsse zu bewerten? Können Unternehmen auch selbst auf dem BQ-Portal erste Informationen zu Berufsqualifikationen, die im Ausland erworben wurden, recherchieren? Diese und weitere Fragen richteten die Teilnehmenden an Dilek Intepe von der Handwerkskammer Berlin und Andreas Koch-Martin von der Innung Sanitär Heizung Klempner Klima Berlin sowie an das BQ-Portal-Projektteam. „Wir sind bei der Anerkennung auf die Rechercheaktivitäten von Experten der beruflichen Bildung angewiesen, unsere erste Informationsquelle ist das BQ-Portal und natürlich das kompetente Team, das dahinter steht“, so Intepe.
Der BQ-Portal Info-Talk hat gezeigt, dass das Interesse am Anerkennungsverfahren wächst. „Ich habe den Eindruck, dass heute viele erkannt haben, dass sie im BQ-Portal eigenständig erste Informationen zu Ausbildungen und Abschlüssen aus dem Ausland suchen und finden können. Das ist ein echter Gewinn für Betriebe, die sich ein erstes Bild eines Bewerbers mit ausländischer Qualifikation machen möchten“, resümiert Intepe.