Aktuelle Fachkräftebedarfe in Deutschland
Die Folgen des demografischen Wandels in Deutschland machen sich trotz Corona-Krise immer noch deutlich bemerkbar und stellen Unternehmen vor eine große Herausforderung. Nach Analysen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlen aktuell rund 308.400 qualifizierte Arbeitskräfte in den 36 sogenannten MINT-Berufen. Allein in den MINT-Facharbeiter/innen- und MINT-Spezialisten/innenberufen (z.B. Techniker/innen, Meister/innen) lag die Lücke im April 2023 jeweils bei 134.100 und 33.000 fehlenden Arbeitskräften.
Die Fachkräftelücke ist zwar insgesamt seit dem Corona-Jahr 2020 kleiner geworden. Dennoch weisen einige Berufsfelder und Branchen, die vergleichsweise stabil durch die Krise gekommen sind, bereits jetzt einen positiven Beschäftigungstrend mit wieder steigenden Fachkräfteengpässen auf (siehe KOFA Studie 1/2021 und KOFA Kompakt 1/2023). Dazu gehören die Bauwirtschaft und Teile des Handwerks. Aufgrund der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung wird die Zahl gesuchter Fachkräfte in den kommenden Jahren (wieder) größer werden. Das gilt vor allem für Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung.
Hinzu kommt, dass durch den demografischen Wandel der Anteil der Rentner/innen im Vergleich zur erwerbstätigen Bevölkerung weiterhin stark ansteigen wird. So rechnet etwa die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission „Verlässlicher Generationenvertrag“ damit, dass bis zum Jahr 2045 die Zahl der versicherungspflichtigen Beschäftigten und Arbeitslosengeldbezieher/innen von über 35 Millionen im Jahr 2018 auf etwa 32 Millionen sinkt. Zugleich wird in diesem Zeitraum die Zahl der Rentner/innen von knapp 20 auf über 24 Millionen anwachsen.
Umso wichtiger ist es, alle vorhandenen Potenziale zu erschließen.
Berufsanerkennung als Chance
Damit alle hier lebenden Fachkräfte mit ausländischen Berufsabschlüssen eine Chance haben, im erlernten Beruf zu arbeiten, müssen im Ausland erworbene Berufsabschlüsse mit deutschen Abschlüssen verglichen werden können. Diese Möglichkeit wurde mit dem sogenannten "Anerkennungsgesetz" bereits im April 2012 geschaffen.
Durch das Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetztes (FEG) im März 2020 hat die Berufsanerkennung aus einem weiteren Grund an Bedeutung gewonnen: Um aus Drittstaaten zum Zwecke der Erwerbstätigkeit nach Deutschland einwandern zu können, ist seither die Anerkennung des ausländischen Berufs- oder Hochschulabschlusses in vielen Fällen eine Voraussetzung.
Seit Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von zuständigen Stellen (z.B. die Berufskammern) mit der Aufgabe betraut, im Ausland erworbene Berufsqualifikationen mit deutschen Abschlüssen zu vergleichen. Dazu führen sie sogenannte Gleichwertigkeitsprüfungen durch, bei denen ausländische Berufsabschlüsse deutschen Referenzberufen gegenübergestellt werden. Das setzt umfangreiches Wissen über ausländische Berufsbildungssysteme und Berufsabschlüsse voraus. Entsprechende Informationen waren in der Vergangenheit jedoch nur schwer zugänglich.
Hier setzt das 2011 auf Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ins Leben gerufene BQ-Portal an:
Das Informationsportal für ausländische Berufsqualifikationen bündelt auf einer Plattform alle relevanten Informationen zu ausländischen Berufsqualifikationen und Berufsbildungssystemen.
- Es trägt als lernendes System zu einem kontinuierlichen Wissens- und Informationsaufbau bei. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf Ländern und Berufsgruppen, zu denen besonders viele Anträge auf Berufsanerkennung gestellt wurden oder voraussichtlich gestellt werden.
- Bewertungsverfahren werden durch die Abstimmung über diese Plattform einheitlicher und transparenter.
- Es optimiert den Informationsaustausch sowie die Vernetzung der Kammermitarbeiterinnen und -mitarbeiter.
- Zum jetzigen Zeitpunkt befinden sich 105 veröffentlichte Länderprofile mit mehr als 5.760 Berufsprofilen im BQ-Portal.
- Über 430 Nutzerinnen und Nutzer sind im BQ-Portal registriert.
- Hintergrundinformationen zur Bewertungspraxis in Deutschland, vielfältige Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten, fundierte Arbeitshilfen sowie individuelle Beratungs- und Schulungsangebote für registrierte Nutzerinnen und Nutzer runden das Angebot des BQ-Portals ab.