Luxemburg
Beschreibung
Die Berufsbildung in Luxemburg wird zentral durch das Ministerium für Bildung, Kinder und Jugend (Ministère de l'Éducation nationale, de l'Enfance et de la Jeunesse), in Partnerschaft mit den jeweiligen Berufskammern und der Angestelltenkammer, gesteuert. Für die Postsekundarbildung zum Höheren Fachdiplom (Brevet de Technicien Supérieur (BTS), EQR 5), ist das Ministerium für Hochschulwesen und Forschung (Ministère de l'Enseignement supérieur et de la Recherche) gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung, Kinder und Jugend verantwortlich.
Die Ausbildungsgänge des luxemburgischen Berufsbildungssystems sind kompetenzbasiert und modular aufgebaut sowie von einem dualen System geprägt, d.h. alle Programme beinhalten einen betrieblichen Ausbildungsteil. Dieser variiert je nach Niveau des Ausbildungsabschlusses und des Ausbildungsprogramms und findet dual unter Lehrvertrag oder in Form von Langzeitpraktika von mindestens 12 Wochen statt.
Am Ende des 4. Grundschulzyklus (nach der 6. Klasse), werden die Schüler:innen nach einer gemeinsamen Entscheidung des Lehrpersonals und der Eltern entweder in den klassischen Sekundarunterricht in klassischen Gymnasien oder in den allgemeinbildenden Sekundarunterricht, der sich in die Orientierungsstufe und die berufsvorbereitende Stufe aufteilt, eingegliedert.
Während der 3 Jahre dauernden Orientierungsstufe findet der allgemeinbildende Sekundarunterricht für Schüler:innen, die sich nach der 9. Klasse in Richtung der Berufsausbildung oder eines allgemeinbildenden Sekundarschulabschlusses orientieren, gemeinsam statt. Daneben bietet die berufsvorbereitende Stufe (voie préparatoire) die Möglichkeit, nach Bedarf Basiskompetenzen zu festigen und individuelle Förderung zu erhalten. Neben allgemeinbildenden Inhalten werden auch berufsbezogene Kenntnisse vermittelt. Ein Übergang in die Orientierungsstufe ist ebenfalls möglich.
Der Übergang in das Berufsbildungssystem beginnt mit der Entscheidung am Ende der Orientierungs- oder berufsvorbereitenden Stufe. Die Programme der Berufsbildung gliedern sich in drei Ausbildungsabschlüsse:
- Technikerdiplom (Diplôme de technicien, DT), EQR 4 ;
- Diplom über die berufliche Reife (Diplôme d’aptitude professionelle, DAP), EQR 3;
- Berufsbefähigungszeugnis (Certificat de capacité professionelle, CCP), EQR 2.
Zwei- bzw. dreijährige dualen Berufsausbildungsgänge, die zum Berufsbefähigungszeugnis (Certificat de capacité professionnelle, CCP) führen, umfassen ab dem ersten Ausbildungsjahr auch eine Ausbildung im Betrieb. Diese Ausbildungsform bereitet Schüler:innen auf den Arbeitsmarkt vor. Mit diesem Zertifikat ist es mit entsprechender Leistungsbewertung möglich, für das zweite Ausbildungsjahr des gleichen Berufs zugelassen zu werden und den dortigen Abschluss (DAP) zu erwerben.
Die Schüler: innen, die die nötigen Kenntnisse für den Zugang zum CCP nicht haben, können Orientierungskurse und berufliche Einführungskurse besuchen (COIP) die von den nationalen Zentren für berufliche Weiterbildung (CNFPC) oder den allgemeinen Sekundarschulen angeboten werden. Ab dem Alter von 16 Jahren steht vor Kurzem immigrierten Schüler:innen auch der Zugang zu Integrationsklassen im Sekundarbereich I, unter anderem an den CNFPC, offen. Diese ermöglichen eine spätere Eingliederung in das erste Jahr der Berufsausbildung.
Die dreijährigen Ausbildungsgänge zum Diplom über die berufliche Reife (Diplôme d’aptitude professionnelle, DAP) finden je nach Programm in dualer Form mit betrieblicher Lehrausbildung und schulischem Teil, der berufsbezogene und allgemeinbildende Inhalte vermittelt, oder als schulbasierte Programme mit (mehreren) Langzeitpraktika statt. Sie ermöglichen den Übergang zum Arbeitsmarkt und die Ausübung des Berufs als qualifizierte/r Facharbeiter:in. Ferner können Absolvent:innen je nach Leistung anknüpfend an den DAP-Abschluss zum dritten Jahr einer Technikerausbildung der gleichen Fachrichtung zugelassen werden oder eine Meisterausbildung absolvieren.
Die vierjährigen schulischen Ausbildungsprogramme, welche zum Technikerdiplom (Diplôme de technicien, DT) führen, enthalten mindestens ein 12-wöchiges Betriebspraktikum oder finden unter Lehrvertrag in Kombination mit einer betrieblichen Ausbildung statt. In diesen Programmen beginnt die betriebliche Lehrausbildung jedoch meist erst im zweiten, dritten oder vierten Ausbildungsjahr, je nach Programm. In der Technikerausbildung werden umfassende berufliche Kompetenzen erworben. Dieses Diplom ermöglicht den Übergang in den Arbeitsmarkt, in einen allgemeinbildenden Ausbildungsgang (unter gewissen Voraussetzungen), oder, nach dem Bestehen hochschulvorbereitender Module, den Erwerb einer fachgebundenen Hochschulreife.
In den Programmen des Enseignement Secondaire Général werden sowohl allgemeinbildende als auch fachbezogene Inhalte in den Bereichen Verwaltung und Handel, im allgemein technischen oder künstlerischen Bereich, im Hotelwesen oder im Gesundheits- und Sozialwesen vermittelt. Ein Abschluss des Programms führt zum Erwerb des Diploms des allgemeinen Sekundarunterrichts (Diplôme de fin d’études secondaires générales). Absolvent:innen können weitere Ausbildungsprogramme der postsekundären und tertiären Bereiche aufnehmen oder sich für den Einstieg in den Arbeitsmarkt entscheiden.
Im Hochschulbereich werden im Bereich der Berufsausbildung zweijährige Kurzprogramme angeboten, die in den öffentlichen und privaten Sekundarschulen stattfinden und nach Abschluss zu dem Höheren Technikerdiplom (Brevet de technicien supérieur, BTS) führen.
Außerdem besteht die Möglichkeit einer Ausbildung mit Meisterbrief (Brevet de maîtrise), die u.a. Grundlagen der Betriebsführung vermittelt. Die Ausbildungsdauer kann je nach Ausbildungsbereich variieren, dauert aber in der Regel berufsbegleitend 2 Jahre. Zugangsvoraussetzungen für die Meisterausbildungen umfassen ein Mindest-EQR-Niveau 3 sowie ein Jahr Berufserfahrung.
Weiterführende Informationen
Informationen zu den Berufsbildungsabschlüssen finden sich auf der Webseite des Ministeriums für nationale Bildung, Kinder und Jugend.
Meng Schoul ist eine Plattform mit Informationen zu den Schulen in Luxemburg. Durch eine interaktive Karte können Sie die Profile der verschiedenen Schulen/Gymnasien einsehen. Es ist eine Initiative des Ministeriums für Nationale Bildung, Kinder und Jugend.
Ausbildungsordnungen und Lehrpläne je nach Abschlussart finden sich auf der Webseite: Liste des formations - eSchoolBooks (education.lu)
Ein Verzeichnis der Ausbildungsberufe findet sich auf der Webseite des Ministeriums für nationale Bildung, Kinder und Jugend.