Nachdem aus technischer Sicht alle Teilnehmerinnen startklar waren, begann das Treffen mit einer kurzen Blitzlichtrunde zu der Frage „Wo sehe ich mich gerade in Bezug auf die Arbeit mit ungarischen Berufsabschlüssen?“ Dabei wurde deutlich, dass die drei Anerkennungsexpertinnen und Kristina Stoewe vom BQ-Portal sich einig sind: Langweilig wird es bei der Anerkennung von ungarischen Berufsabschlüssen auch nach über acht Jahren Anerkennungsgesetz nicht.
Zwar hat sich die Fülle der Anfragen, die bei den zuständigen Kammern ankommen, in den letzten Jahren eingependelt – auch da alle drei Kolleginnen nach abgeschlossenem Anerkennungsverfahren fleißig ihre Prüfergebnisse in das BQ-Portal einstellen und die anderen Kammern dadurch häufig direkt von bestehenden Ergebnissen profitieren können. Die Anfragen, die bei den zuständigen Kammern eingehen, haben es jedoch häufig in sich und erfordern eine intensive Recherche. Das liegt unter anderem daran, dass das ungarische Bildungssystem von einer ständigen Veränderung in seinem strukturellen Aufbau und der Zuständigkeiten rund um die berufliche Bildung geprägt ist. So ist es eine Daueraufgabe für die zuständigen Kammern und das BQ-Portal, den Überblick über das „fließende Berufsbildungssystem“ zu behalten und die jeweils aktuellen Quellen und Ansprechpartner zu identifizieren. Zudem ist das System recht komplex und gleichzeitig durch eine große Flexibilität und Durchlässigkeit gekennzeichnet, wodurch berufliche Lernbiografien sehr individuell gestaltet sein können.
Aus diesem Grund begann das Treffen mit einem Input zur „Auffrischung zum ungarischen Bildungssystem“ durch das BQ-Portal. Hierbei wurde zum einen auf den aktuellen Aufbau des Berufsbildungssystems eingegangen. Das aktuelle System ist das Resultat größerer Reformen zwischen 2012 und 2017, bei denen unter anderem die duale Berufsausbildung in Ungarn wieder eingeführt wurde und sämtliche Berufsschulformen neu benannt wurden.
Zum anderen wurde ein Ausblick auf die kommende Neustrukturierung der Berufsbildung in Ungarn ab dem Schuljahr 2020/21 eingegangen. Während die Schulformen schon bei der letzten Reform etwas verschlankt wurden, ist nochmals eine Reduzierung auf nur zwei verschiedene Berufsschulformen vorgesehen: die technische Berufsschule ("technikum") mit allgemeinbildenden Anteilen und die dual organisierte Berufsschulausbildung („szakképző iskola”). Dabei wird gleichzeitig die Anzahl der Ausbildungsberufe reduziert und das System insgesamt im Namen der „Digitalen Revolution“ der Arbeitswelt modernisiert.
Der zweite inhaltliche Block widmete sich der Anerkennung von ungarischen Qualifikationen aus dem Bereich der Erwachsenenbildung. Hierzu hatte das BQ-Portal ein Fallbeispiel zu einem aktuellen Antrag auf Anerkennung vorbereitet, bei dem eine duale Erwachsenen-Berufsausbildung mit dem Besuch von Abendlehrgängen an einer „Szakközépiskola“, also einer beruflichen Sekundarschule, kombiniert wurde.
Schließlich widmete sich das zweistündige Treffen einem offenen Austausch, bei dem alle drei Kammern zu Wort kamen. Dabei wurde auf konkrete Fälle eingegangen, Herausforderungen und Lösungen beim Identifizieren der passenden Lehrpläne besprochen sowie Vorgehen bei der Recherche ausgetauscht.
Nicht auf alle entstehenden Fragen aus der Austauschrunde konnte direkt eine Antwort gefunden werden. Denn auch hier zeigte sich: bei der Arbeit mit dem ungarischen Berufsbildungssystem stößt man immer wieder auf Neues und Unbekanntes. Das BQ-Portal nahm aus dem Treffen daher eine „offene Fragen“-Liste zur Recherche mit, um die Kammern weiterhin mit relevanten Informationen zu unterstützen. Die Ergebnisse werden auch nach und nach in das ungarische Länderprofil eingepflegt.
Ein wichtiges Fazit des Treffens war: Der Austausch funktioniert auch online hervorragend, ist technisch gut umzusetzen – und die ist Stimmung nahezu genauso locker und belebt wie bei einem persönlichen Treffen der Kammern, die bereits seit 2012 eng zusammenarbeiten.
Das BQ-Portal beteiligt sich ganz herzlich für die aktive Teilnahme!
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