Länderprofil
Abbildung Eritrea 2003

Eritrea

Gültigkeit Seit 01.09.2003
Amtssprache Arabisch Englisch Tigrinya In Eritrea gibt es drei Amts- und Verkehrssprachen: Tigrinya, Arabisch und Englisch. Die Bevölkerung besteht aus neun ethnischen Stämmen, die jeweils eigene Sprachen haben. Diese haben den Status von gleichberechtigten Nationalsprachen.

Beschreibung

Das Berufsbildungssystem in Eritrea ist zentralstaatlich organisiert. Die Zuständigkeit für die Lehrpläne der Primarstufe, Sekundarstufe sowie der technischen und beruflichen Bildung liegt beim eritreischen Bildungsministerium. Das Ministerium erstellt landesweit gültige Lehrpläne und ist dafür zuständig, dass diese in den einzelnen Regionen umgesetzt werden. Außerdem sind weitere Ministerien wie das Gesundheitsministerium und das Landwirtschaftsministerium für berufliche Ausbildungsprogramme in den jeweiligen Bereichen verantwortlich. Der tertiäre Bildungsbereich liegt seit 2008 im Zuständigkeitsbereich des National Board for Higher Education (NBHE).

Auf der regionalen Ebene gibt es in den sechs eritreischen Zobas (Regionen) sowie in den 55 Sub-Zobas jeweils Niederlassungen der Ministerien, sogenannte Regional Education Branch Offices. Diese sollen unter anderem die Qualität der schulischen und beruflichen Bildung in ihrer Region sicherstellen.

Die Berufsbildung in Eritrea ist dreigeteilt und baut aufeinander auf: Die erste Stufe der Berufsausbildung ist in der Mittelstufe ab Klassenstufe 6 angesiedelt (Abschluss: Certificate). Diese grundlegende Berufsausbildung richtet sich vor allem an spät eingeschulte oder leistungsschwächere Jugendliche und soll einen schnelleren Übergang in den Arbeitsmarkt ermöglichen. Auch Bildungsgänge im Rahmen der Erwachsenenbildung werden auf dieser Stufe angeboten. Zugangsvoraussetzung ist eine abgeschlossene Primarschulbildung. Die zweite Stufe der Berufsausbildung ist eine Alternative zur allgemeinbildenden, sekundarschulischen Bildung und findet an sogenannten „Technical Schools“ statt. Auf der postsekundären Ebene gibt es schließlich Technische Schulen (Technical Colleges) sowie das militärnahe Nationale Zentrum für berufliche Bildung (National Centre for Vocational Training; CEVOT).

Die allgemeine Pflichtschulzeit in Eritrea beträgt acht Jahre und umfasst fünf Jahre Grundschulzeit sowie drei Jahre Mittelschule. Diese ersten Schuljahre werden auch als grundlegende Bildung bezeichnet und schließen mit einer verpflichtenden, nationalen Einstufungsprüfung mit dem Abschluss Grade 8 National Examination Certificate ab. Das Bestehen der Prüfung befähigt zum Übergang in die Sekundarschule. Diese ist aufgeteilt in einen allgemeinbildenden sowie einen berufsbildenden Zweig und umfasst die Klassenstufen 9 bis 11. Im allgemeinbildende Zweig können die Schülerinnen und Schüler zwischen einem wissenschaftlichen („science“) sowie einem wirtschaftlichen („commerce“) Schwerpunkt wählen. Ausbildungsgänge im berufsbildenden Zweig existieren unter anderem für technische, industrielle, handwerkliche, bürokaufmännische, landwirtschaftliche und medizinische Berufe. Die Ausbildungen schließen mit einem Technical School Certificate ab. Die zwölfte Klassenstufe absolvieren seit der Schulreform im Jahr 2003 alle eritreischen Jugendlichen in der Warsay-Yikalo High School im Militärlager Sawa, wo sie gleichzeitig einen Teil ihres Militärdienstes ableisten. Am Ende der zwölften Klasse der Sekundarschule stehen eine landesweit einheitliche Abschlussprüfung, die sogenannte „Eritrean Secondary Education Certificate Examination“ (ESECE) und bei Bestehen das Erwerben des Eritrean Secondary Education Certificate. Nur mit diesem Zertifikat ist eritreischen Jugendlichen der Zugang zur höheren Bildung und zu vielen beruflichen Tätigkeiten möglich. Es wird vom Educational Testing Center ausgestellt und vom Bildungsminister unterzeichnet. Nach Bestehen der zwölften Klasse können die Jugendlichen mit ausreichenden Prüfergebnissen ihren Bildungsweg an einem der sieben technischen Colleges fortsetzen. Alle anderen Absolventen der zwölften Klasse sind dazu verpflichtet, eine einjährige Ausbildung am National Center for Vocational Training (CEVOT) in Sava zu absolvieren und dadurch direkt ins eritreische Militär integriert zu werden. Das CEVOT wurde im Jahr 2007 eröffnet und führt in 19 verschiedenen Schwerpunkten zu Abschlüssen auf Certificate-Niveau, jedoch nicht zu den höher angesiedelten „Diplomas“. Die Stundenpläne sehen in einigen Fächern praktische Anteile vor, zum Beispiel mehrtägige bis mehrwöchige Vor-Ort-Besuche in Unternehmen und Produktionsstätten sowie praktische Übungen in den schulischen Werkstätten. Zu den angebotenen Schwerpunkten am CEVOT zählen Büromanagement, Material- und Ressourcenmanagement, Tier- und Pflanzenkunde, moderne Landbewirtung sowie handwerkliche Berufe wie Metallbauer und Tischler.

Darüber hinaus gibt es in Eritrea im postsekundären Bereich mehrere berufsbildende Schulen. Die dort angebotenen Ausbildungsgänge bauen auf die Berufsbildung auf sekundarschulischem Niveau auf und bereiten die Absolventinnen und Absolventen in erster Linie auf den Dienst für die verschiedenen Ministerien vor. Die Lehrgänge decken u. a. den Bereich Rechnungswesen, Pflege und Verwaltung ab und sind aufgeteilt in ein- bis zweijährige Ausbildungen mit einem Certificate-Abschluss sowie zweijährige Lehrgänge mit einem höherwertigeren Diploma-Abschluss. Letzterer ist jedoch nicht mit den Diplomas aus dem Hochschulbereich gleichzusetzen.

Weitere Berufsbildungsangebote gibt es in Eritrea im tertiären Bereich. Die landesweit einzige Universität in Asmara wurde ab 2002 sukzessive geschlossen und die akademische Bildung wurde ab dem Schuljahr 2003/2004 auf sieben dezentrale Technical Colleges verlagert. Absolventen der Sekundarschule bekommen dort Studienplätze und -fächer zugewiesen, wobei ein Wechsel zwischen den Fächern nicht möglich ist. Der erfolgreiche Besuch eines Technical Colleges führt je nach Studienfach zu einem Diploma/Advanced Diploma oder einem internationalen Grad wie dem Bachelor- und Master-Abschluss. Die Zeugnisse werden erst dann ausgestellt, wenn die verpflichtenden 18 Monate Militärservice absolviert wurden.

Neben den formalisierten Ausbildungsgängen im Bereich der beruflichen Bildung gibt es auch noch non-formale Ausbildungsangebote. Diese werden hauptsächlich von Frauen und Minderheiten in Anspruch genommen. Ein Beispiel hierfür ist das Berufsbildungsprojekt „Youth Employment Skills Development Project“ der National Union of Eritrean Youth and Students (NUEYS). In diesem Projekt werden seit 2007 Jugendliche unter anderem in den Bereichen Metallarbeit, Schreinerei, Töpferei, Grafik und Videografie ausgebildet, um ihnen einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Hinweis zu Zeugnissen aus Eritrea: Nach Kenntnisstand und Recherchen des BQ-Portals werden in Eritrea Zeugnisse auf postsekundärem Niveau häufig erst nach Absolvieren des verpflichtenden Staatsdienstes ausgestellt. Wurde dieser nicht angetreten oder frühzeitig abgebrochen, liegen in einigen Fällen keine oder nur sogenannte "vorläufige" Zeugnisse vor. Dies betrifft sowohl Männer als auch Frauen.

Landesspezifische Besonderheiten
  • Zentrale Militärschule Sawa
  • Hohe Schulabbruchquote
  • Hohe Geburtenrate und hohe Abwanderung, vor allem seit Beginn der 2000er
  • Gleichberechtigung der Geschlechter: Durch die Verpflichtung, bei unzureichenden Schulleistungen dem Militär beizutreten, gibt es in den letzten Jahren insbesondere unter den Mädchen eine steigende Anzahl von frühzeitigen Schulabbrecherinnen
  • Die Klassenstufen 1 bis 5 werden in Tigrinya bzw. der regionalen Sprache unterrichtet, während der Unterricht von Klassenstufe 6 bis 12 landesweit auf Englisch erfolgen soll

Historische Entwicklung

Berufsbildungssystem von 1991 bis 2003
Gültigkeit: 30.05.1991 - 31.08.2003

Beschreibung

Anpassungen des Bildungssystems im Zuge der Unabhängigkeit von Äthiopien im Jahr 1991

Nach dem Ende des eritreischen Unabhängigkeitskriegs im Jahr 1991 und mit der offiziellen Unabhängigkeit von Äthiopien im Jahr 1993 wurde ein Schwerpunkt der nationalen Politik in Eritrea auf den Ausbau und die Verbesserung des Bildungssystems und insbesondere der Berufsbildung gelegt. Die regierende Eritrean Peoples Liberation Front (EPLF), seit Februar 1994 „Popular Front for Democracy and Justice“ (PFDJ), trieb die Ablösung vom Bildungssystem Äthiopiens und die Umsetzung eines eigenen Bildungssystems mit großer Geschwindigkeit voran.

Im Jahr 1994 wurde die sogenannte „Macro-Policy“ der Regierung veröffentlicht. Die darin festgehaltenen Schwerpunkte in Bezug auf das Bildungssystem lagen unter anderem in der Bereitstellung einer flächendeckenden Primärbeschulung, umfassender Alphabetisierung und gezielter Förderung von Mädchen und Frauen. Der Unterricht in den weiterführenden Schulen erfolgte seit der Unabhängigkeit auf Englisch, um international anschlussfähig zu werden. Dagegen sollte der Unterricht in der Primarstufe in der jeweiligen Regionalsprache stattfinden. Das Bildungsverständnis war anfangs stark auf Wettbewerb fokussiert: in der Grundschule, der Mittelschule und der Sekundarschule wurden Klassenränge gebildet und nur die besten Schülerinnen und Schüler wurden zu weiterführenden Bildungsgängen zugelassen. 1995 wurde die nationale Abschlussprüfung nach der 7. Klasse eingeführt. Nach der 12. Klasse musste eine Eignungsprüfung absolviert werden, um Zugang zur einzigen Universität des Landes, der Universität in Asmara, zu bekommen.

Der Aufbau des Bildungssystems nach der Unabhängigkeit entsprach in vielen Bereichen dem System ab 2003. So gab es bereits eine Dreiteilung der Berufsbildung in grundlegende, mittlere und höhere Berufsbildung. Auf allen drei Niveaus konnten Certificate-Abschlüsse erreicht werden. In der höheren Berufsbildung wurden außerdem Diploma-Abschlüsse vergeben. Der Besuch der Universität in Asmara führte zu den Abschlüssen Diploma bzw. Advanced Diploma sowie zum Bachelor. Die Universität in Asmara wurde ab 2003 schrittweise aufgelöst und durch sieben dezentrale Technical Colleges ersetzt. Kurz vor der Schließung der Universität wurden Master-Abschlüsse eingeführt.

Im Februar 2003 wurde eine überarbeitete „National Policy on Education“ herausgegeben. Diese umfasste unter anderem den Zugang zu Bildung für alle, ungeachtet der regionalen und ethischen Herkunft oder des Geschlechts, eine verbesserte Qualität von Bildung, die Aktualisierung von Curricula sowie den Ausbau der beruflichen Bildung. Auch sollte die Durchlässigkeit zwischen allgemeiner und beruflicher Bildung verbessert werden.

Die ehrgeizigen Ziele der eritreischen Regierung seit der Unabhängigkeit von Äthiopien konnten allerdings nicht umfassend erreicht werden, wie zum Beispiel die hohe Schulabbruchsquote (s. Schlüsselzahlen) und die relativ niedrige Beteiligung an beruflicher Bildung zeigt. So erreichten zwischen den Schuljahren 1991/1992 und 2004/2005 nur etwa 4 300 Schülerinnen und Schüler einen mittleren berufsbildenden Abschluss und 1 000 Schülerinnen und Schüler einen höheren berufsbildenden Abschluss.